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Die verlassenen Höfe von Geiranger


Geiranger - kaum eine andere Region in Westnorwegen übt eine so große Faszination auf die Menschen aus, wie dieser kleine nur 15 Kilometer lange Fjord und seine Umgebung.

In dieser scanpics story habe ich einige Informationen und ein paar Bilder zu dieser wunderschönen Region zusammengestellt.



Der Geirangerfjord ist einer der bekanntesten Fjorde Norwegens und gilt als Inbegriff des westlichen Fjordnorwegens. Er ist ein Nebenarm des Storfjordes, der bei Ålesund ins Meer tritt und ist deshalb ein beliebtes Ziel vieler Kreuzfahrtschiffe. Am Ende des s-förmigen Fjordes liegt das kleine Örtchen Geiranger, der Namensgeber des Fjordes.



Hier in Geiranger ankern die Kreuzfahrtschiffe und die Passagiere werden dann mit kleinen Booten an Land gebracht. In der Hauptsaison können durchaus bis zu fünf Kreuzfahrtriesen in Geiranger vor Anker liegen. Das kleine Örtchen ist dann leider völlig überlaufen und ein Besuch der Sehenswürdigkeiten wird schwierig, denn die Touristen der Kreuzfahrtschiffe werden im "Fünfminutentakt" mit großen Reisebussen zu den Aussichtspunkten gefahren. Das Gedränge kann sich jeder vorstellen ...



Wer das kleine Örtchen genießen möchte, sollte in der Vorsaison nach Geiranger fahren. Geiranger ist dann gerade aus dem Winterschlaf erwacht, die Bergspitzen sind noch verschneit, die Wasserfälle bekommen noch reichlich Wasser und sehen am schönsten aus.



Einer der eindrucksvollsten Wasserfälle besteht eigentlich aus mehreren Fällen und trägt den schönen Namen "Die sieben Schwestern". Er wird, wie alle anderen Wasserfälle auch, vom schmelzenden Eis der Berge gespeist. Je nach Jahreszeit und Witterung sind es manchmal jedoch auch nur vier oder fünf Schwestern.



Anreise:

Wenn man von Süden mit dem Auto anreist, führt nur eine Straße in die Geiranger-Region, der alte Reichsweg - genannt Geirangervegen. Der höchste Punkt dieser Straße liegt bei knapp 1.000 Meter über dem Meer an der Djupvashytta. Diese Hytte liegt direkt an einem Gebirgssee, der sein Eis manchmal bis weit in den August hinein behält. Die nachfolgenden Fotos wurden Mitte Juni aufgenommen. Vom See ist noch nichts zu sehen (er liegt direkt hinter der Hytte).






Weiter hinauf führt eine kleine gebührenpflichtige Nebenstraße auf den Berg Dalsnibba. In 10 Spitzkehren schraubt sich die Schotterpiste den Berg hinauf. Diesen kleinen Abstecher kann ich jedem nur empfehlen, allerdings ist diese kleine Straße, je nach Schneelage, erst ab Anfang bis Mitte Juni befahrbar.






Der Dalsnibba ist ein fast 1.500 Meter hohes Plateau, ca. 5 Kilometer Luftlinie vom Geirangerfjord entfernt. Vom Gipfel reicht der Blick bis tief ins Geirangerdal und bis zum Fjord. Die Aussicht ist wirklich beeindruckend. Man sieht in welch einzigartiger Lage Geiranger und der Fjord zwischen den Gebirgsmassiven eingebettet sind.






Der Weg geht zum Fjord geht zunächst wieder zurück zur Djupvashytta und von dort weiter auf dem Geirangervegen. Der 110 Jahre alte Reichsweg wurde in acht Jahren von 300 Arbeitern erbaut. Weil sich die Straße in 29 Serpentinen jedoch gewaltig winden muß, werden aus den 5 Kilometern Luftlinie anschließend 22 Straßenkilometer.






Auf der Fahrt überqueren immer wieder Schafe mit ihren Lämmern die Straße. Wenn man sie aber höflich um ein Familienfoto bittet, stellen sie sich bereitwillig auf, um kurz darauf ihre Wanderung fortzusetzen.






An der Schlucht "Flydalsjuvet", nur einige Kilometer oberhalb von Geiranger, kann man die berühmte Kalenderblatt-Aussicht auf den Fjord genießen. In unzähligen Kalendern und Büchern ist dieser Blick auf den Fjord abgebildet. Schwindelfreie Touristen können sich bis an den kaum gesicherten Abgrund trauen. Das Panorama, das sich einem bietet, ist eines der schönsten in ganz Norwegen.






Weit entfernt am Geirangerfjord (rechtes Foto) sieht man den Ørneveien -die Adlerstraße. Anfang der 50er Jahre wurde die einzige Straße, um Geiranger in Richtung Norden zu verlassen, fertiggestellt. Je nach Schneelage ist auch diese Straße jedoch schon bereits ab Ende September bis Anfang Juni des darauffolgenden Jahres unpassierbar. Im Winter ist somit auch heute noch der Seeweg die einzige Möglichkeit, Geiranger vom Norden her zu erreichen. Die Fjorde frieren, aufgrund der Golfstromes entlang der norwegischen Küste, auch im kältesten Winter nicht zu, während die Straßen unter meterhohem Schnee begraben liegen.



Auf einer Fjord-Tour können die Sehenswürdigkeiten des Geirangerfjordes vom Wasser aus betrachtet werden. Alternativ kann man auch mit der Autofähre nach Hellesylt hin- und zurückfahren (preislich etwas günstiger).






Über die Geschichte der Einwohner des Geirangerfjordes findet man nur sehr selten ein paar Zeilen, die alten Höfe kann man nur vom Wasser aus, während einer Fährüberfahrt oder Sightseeing-Tour, betrachten.






Die Geschichte der Bewohner des Fjordes ist sehr faszinierend. Viele Familien lebten jahrhundertelang auf schmalen Plateaus und an steilen Hängen am Berg über dem Fjord. Die fruchtbaren Berghänge waren durch die wärmende Sonne im Frühling schon sehr früh schneefrei. Dies war der Hauptgrund, warum sich die Menschen trotz der extremen Bedingungen hier ansiedelten.

In Matvik, einem ufernahen Hof am Ausgang des Geirangerfjordes, konnten aufgrund der günstigen Lage, sogar Tomaten und Aprikosen geerntet werden.






250 Meter hoch über dem Geirangerfjord gelegen, findet man den Hof Skageflå. Lange Zeit konnte er nur über eine Leiter erreicht werden. Wenn der Steuereintreiber dann kam um zu kassieren, zog man die Leiter einfach hoch.






Viele Arbeiten auf den Fjordhöfen konnten nur von Schwindelfreien bewältigt werden. Für Arbeiten, wie das Heumachen an besonders gefährlichen Stellen, mußten sich die Bauern mit einem Seil sichern. Jeder Grashalm war wichtig, denn nur so konnte die oft große Anzahl Vieh über den Winter gebracht werden.






Man kann es sich heute kaum vorstellen unter welchen Bedingungen die Menschen damals ihr Auskommen suchten. Die Bewohner der Höfe mußten selbst das Material zum Bau der Gebäude, das Vieh und das Heu, sowie Feuerholz und Mühlsteine über eine Leiter hinaufschleppen und das auch im Winter wenn der Berg vereist und unter meterhohem Schnee begraben war. Kleinkinder wurden in den ersten Jahren genau wie das Vieh eingezäunt oder mit einem Sicherungsseil angebunden, denn die Gefahr in den Fjord zu stürzen war viel zu groß. So etwa mit 10 Jahren waren die Kinder dann für das Melken der Kühe und Ziegen, sowie das Buttern und Käsemachen zuständig.






Die meisten Fjordhöfe wurden nach dem zweiten Weltkrieg aufgegeben und waren somit durch Wind und Wetter dem Verfall ausgeliefert. Heute bemüht sich ein Verein um die Instandsetzung der verlassenen Höfe am Geirangerfjord.


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Quelle:
Norwegens Fjordland
"Erloschene Feuer - Die verlassenen Fjordhöfe"
DuMont Buchverlag, Köln, ISBN 3-7701-3137-1
Autorin: Claudia Banck




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